Frühlings- und Weihnachtsfeiern

Die Frühlings-, Winter- und Weihnachtsfeiern nehmen beim Musikverein eine lange Tradition ein. In den Anfangsjahren war es üblich, dass jeder Verein zur Weihnachtszeit seine Weihnachtsfeier für seine Mitglieder abhielt. Dies führte bei der zunehmenden Zahl von Vereinen unweigerlich zu Überschneidungen bei den Terminen und so wechselte man teilweise von der Vorweihnachtszeit in den Januar und nannte das Ganze dann Winterfeier. Wenn der Terminkalender aber erst einen Termin im März, April oder Mai hergab, dann war es eine Frühlingsfeier. Der Ablauf ist bis heute gleich geblieben. Die Vereinsmitglieder sitzen im Saal an den Tischen und geniessen die Köstlichkeiten der Vereinsküche während auf der Bühne die Aktiven sich abmühen, die Vereinsmitglieder zu unterhalten. So oder ähnlich laufen diese Feiern auch beim Musikverein ab. Fast so!
Etwas anders waren diese Feiern beim Musikverein doch immer. Erstens hat schon sehr früh der Gesangverein Liederkranz mitgewirkt und beide Vereine zusammen waren immer eine Garantie für ein volles Haus und zweitens hat man im Musikverein vor allem bei den Weihnachtsfeiern immer sehr viel Kreativität entwickelt. 
Stattgefunden haben diese Veranstaltungen zunächst in der Frizhalle - bis 1964 der größte Veranstaltungssaal in der Stadt. Als die katholische Kirchengemeinde dann die Martinskirche neu erbaute, war dort auch ein Saal mit Bühne vorgesehen, der deutlich mehr Platz als die Frizhalle bot und moderner war. Heute, nach ihrer Generalsanierung (2004) ist die Frizhalle wieder der Veranstaltungsort für die örtlichen Vereine schlechthin. Doch zurück zu den Weihnachtsfeiern, zu denen einfach ein Weihnachtsmann oder ein Knecht Rupprecht dazu gehören. 

1981 hatte sich das Akkordeon-Orchester vorgenommen, die Herbergsuche von Maria und Josef zu spielen. Die Akteure waren rasch ausgemacht, Stefan Klemm spielte den Josef, die hoch schwangere Andrea Brehm erklärte sich bereit, die Maria zu spielen und der heutige Vorstand Gerhard Reiner mimte den bösen Wirt. Es wäre alles relativ einfach gewesen, hätte man nicht den Ehrgeiz besessen etwas ganz Besonderes darzubieten. Bibelkundig, wie man war, kam man auf die Idee, dass die Maria den weiten Weg von Nazareth nach Bethlehem ja auf einem Esel zurück gelegt hat und das wollte man auch so machen. Josef alias Stefan Klemm hatte in der Fussgängerzone in Heilbronn einen Mann mit einem Esel stehen sehen und dieser stellte auch sofort in Aussicht, bei der Sache mitzumachen. Als am Samstag Nachmittag Stefan Klemm den Esel samt Zirkusmann abholen wollte, verlangte dieser eine Vorauszahlung von DM 300,00, was dem Stefan dann doch zuviel war und er ohne Esel nach Schwaigern zurück kehrte. Tief betrübt, dass seine Idee wie eine Seifenblase drohte zu platzen, teilte er kurz vor Beginn der Weihnachtsfeier dies seinen Mitstreitern mit. Als Vorstand Hermann Stutz dies hörte, fand er die Idee so gut, dass man alles dran setzte, diese vielleicht doch noch umzusetzen. Er setzte sich deshalb sofort mit Herrn Gessmann vom Leintal-Zoo in Verbindung. Dieser hatte zwar einen Esel, aber der war so bockig, dass darauf unmöglich eine schwangere Frau sitzen konnte noch die Gäste im Saal vor seinen Ausschlägen nach hinten sicher gewesen wären. Immerhin empfahl er ein Pony, das dann tatsächlich die schwangere Maria in den Saal trug. Nachdem das Pony nicht mit auf die Bühne konnte, führte man es vor die Bühne, damit auch alle im Saal das kleine Pony sahen, wo es aber weniger Interesse an der Herbergsuche auf der Bühne als viel mehr am leckeren Wurstbrot von Bürgermeister Horst Haug zeigte und ehe dieser sich versah, hatte das Pony das Wurstbrot zwischen den Zähnen. Ja, natürlich wurde die Herbergsuche sehr schön von den drei Akteuren dargebracht, die volle Aufmerksamkeit hatten sie dennoch nicht, denn das unruhige Wirken des Ponys vor der Bühne lenkte die Zuschauer doch gewaltig ab.

Hilde Schmalzhaf erzählt Geschichten