1985 - 1994  Der Verein im Wandel der Zeit

Das 30-jährige Jubiläum des Vereins traf zusammen mit dem 60-jährigen Jubiläum der Weingärtnergenossenschaft. Zum ersten Mal seit der 1200-Jahrfeier fand in Schwaigern wieder ein Festzug statt, der von der „Feldmusik Nottwil“ angeführt wurde. Dass man auch ohne „Künstler aus Funk und Fernsehen“ einen schönen Festabend gestalten kann, zeigte sich am Sonntagabend, als ein Wettsingen aller nichtsingenden Vereine und Gruppierungen stattfand, bei dem unsere Musiker zwar mit großer Begeisterung mitmachen, aber nur zu einem Trostpreis kamen.

Der Sieg ging an die Familie Lichdi aus Schwaigern.

Die Faschingsveranstaltung in der Sporthalle hatte in den letzten Jahren immer mehr an Anziehungskraft verloren. War der Fasching in der Frizhalle noch von der nicht unerwünschten Enge geprägt, so verloren sich die Menschen in der weiträumigen Sporthalle und es gelang nur selten, eine gute Stimmung aufkommen zu lassen. Man versuchte es mit einem neuen Konzept und holte sich die Unterstützung der Musikkameraden vom Carneval-Club Massenbachhausen. Der Fasching 1985 wurde dann auch ein voller Erfolg. Umso größer die Enttäuschung zwei Jahre später, als die Halle wiederum nur halb gefüllt war. Schweren Herzens entschloß man sich nach mehr als 30 Jahren, den Fasching in Schwaigern zu begraben. Daneben wurden die Sonderzüge der Deutschen Bundesbahn auch immer weniger. Zwei wichtige Einnahmequellen versiegten innerhalb kurzer Zeit.

Auch in der Jugendarbeit gehen nicht alle Träume in Erfüllung. Die Zahl der Jungmusiker ging von 33 auf 22 zurück. Die Stadtkapelle nahm seit langem wieder an einem Wertungsspiel beim Kreismusikfest in Großgartach teil. Dies brachte der Kapelle und Reinhold Kühlmann in der Mittelstufe einen ersten Rang mit Belobigung. 
Ebenfalls seit längerem fand ein Vereinsausflug statt, der in die Rheinpfalz führte, zum Deutschen Weintor und zum Hambacher Schloss.

Die bei der 1200-Jahrfeier geknüpften Beziehungen zur 84. US-Army-Band wurden neu aufgenommen, als der Verein zu Gunsten zweier junger Querschnittsgelähmter Bürger ein Wohltätigkeitskonzert veranstaltet, dessen Höhepunkt die in „Glenn-Miller-Besetzung“ angetretene Army-Band wurde. Die sympathischen Musiker wurden begeistert gefeiert und haben sich in unserem Städtchen auch wohlgefühlt. Keine Frage, dass der Wunsch des Managers der Band, Sergeant Williams, nach einer großen Portion „Spatzele mit Soß“ von der Ochsenwirtin prompt erfüllt wurde. 1988 tat sich eine neue Einnahmequelle auf. Die fast professionelle Wirtschafts-Organisation des Musikvereins bei Festen, aber auch der seit Vereinsgründung bestehende gute Kontakt zur Weingärtnergenossenschaft, die zwischenzeitlich Heuchelberg-Kellerei hieß, gab mit den Ausschlag, dass das Kelterfest eine neue Auflage erfuhr. Diesmal nicht im Festzelt, sondern in den Räumen der Heuchelberg- Kellerei. 

Dieses Fest stellte alle bisherigen Anforderungen in den Schatten. Im Musikverein sind jedoch sowohl entsprechendes Know How als auch bis an die Grenzen des Zumutbaren gehender Einsatzwille vorhanden, um eine Aufgabe diesen Umfangs zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu bewältigen. Bis heute gehört diese Veranstaltung zu den wichtigsten im Vereinskalender und wird jährlich abwechselnd vom Musikverein und dem Gesangverein Liederkranz durchgeführt.


1988 gründet die Stadt Schwaigern eine Partnerschaft mit der österreichischen Gemeinde Pöndorf. Die Stadtkapelle reist mit einer Delegation aus Schwaigern nach Pöndorf und umrahmt die Partnerschaftsfeier gemeinsam mit der dortigen Trachtenkapelle. Diese Partnerschaft wird ein Jahr später in Schwaigern ebenfalls unter Mitwirkung beider Kapellen endgültig besiegelt.


1988 ging aber auch eine Aera zu Ende, als Reinhold Kühlmann nach 33 Jahren Dirigententätigkeit den Stab an Otto Kotsch übergab. Reinhold Kühlmann dürfte damit der dienstälteste Dirigent des Kreises gewesen sein und seine Ernennung zum Ehrendirigenten war Ausdruck des Dankes für diese außerordentliche Treue und Beständigkeit.

Sein Nachfolger Otto Kotsch war in Schwaigern kein Unbekannter, hatte doch bereits sein Vater bei der Gründung des Streichorchesters in den fünfziger Jahren mitgewirkt und seinen Sohn ab und zu als jungen Geiger in die Proben mitgebracht.
1989 wird auch in der Jugendarbeit ein Jahr des Wechsels. Heinz Riek trat nach 14 Jahren als Dirigent der Jugendkapelle und als Ausbilder zurück und übergab die Jugendarbeit an Thomas Schulz. Für seine Verdienste wurde Heinz Riek zum Ehrenmitglied ernannt. Auch er blieb dem Verein weiterhin freundlich verbunden.
Unter Otto Kotsch nahm die musikalische Entwicklung ihren Fortgang. Mit großem Erfolg debütierte er beim Frühjahrskonzert 1989 in der Sonnenberghalle. Er feierte Erfolge bei den winterlichen Kirchen-konzerten und beim 23. Kreismusikfest 1991 in Weinsberg, wo ein erster Rang mit Belobigung in der Mittelstufe erreicht wurde.


Ein weiteres Highlight im Kulturkalender der Stadt Schwaigern wurde ins Leben gerufen:
Das Serenadenkonzert, das immer am vorletzten Wochenende vor den Sommerferien stattfinden sollte. Das erste Serenadenkonzert fand 1990 an der Stadtmauer statt und erzielte eine beträchtliche Resonanz bei den Zuhörern.

 

Zum Jahresende 1992 gab Reinhold Kühlmann die Leitung des Akkordeon-Orchesters in die Hände seines langjährigen Schülers Günter Lehrich. Auch dieses Orchester hatte Reinhold Kühlmann, ein „Mann der leisen Töne“, von Anfang an durch Höhen und Tiefen geführt. Wie viele ehemaligen Mitspieler der Musik und den Kameraden verbunden geblieben sind, zeigt sich, als Günter Lehrich ein „Evergreen-Orchester“ gründete. Es behauptete sich zwar nicht auf Dauer, brachte aber zusammen mit den Neuzugängen das Aktivenorchester zum Jahre 1994 auf stolze 33 Mitwirkende.


Es wurden nun erste Ausblicke auf das 40-jährige Vereinsjubiläum geworfen und so beschloß der Ausschuss, sich um die Ausrichtung des 25. Kreisverbands-Musikfestes des Kreisverbandes Heilbronn zu bewerben. Ein weiteres Großereignis warf seine Schatten voraus.