1955 - 1964 Die Gründerjahre

Ins Leben gerufen wurde der Musikverein Stadtkapelle Schwaigern e.V. auf Initiative des damaligen Bürgermeisters der Stadt Schwaigern, Hellmut Zundel, dessen Aufruf etwa 15 interessierte Bürger folgten. Das damals größte Problem war die Beschaffung der erforderlichen Instrumente, denn diese waren sehr teuer und konnten nur beschafft werden, weil die Stadt Schwaigern sich bereit erklärte, diese Instrumente vorzufinanzieren. Weiter wurde ein Dirigent und Ausbilder benötigt, der den begeisterten Anfängern half, die Instrumente zu erlernen, denn Hermann Stutz und Josef Rudel waren die Einzigen, die bereits ein Instrument spielen konnten. Glücklicherweise gab es in Schwaigern bereits einen Musiklehrer, der die Instrumente Klavier, Akkordeon und Ziehharmonika unterrichtete. Es war dies Reinhold Kühlmann aus Großgartach, der sein Musiklehrerstudium in Stuttgart abgeschlossen hatte und in Schwaigern als Musiklehrer tätig wurde.
Dieser erklärte sich bereit, die aufzubauende Stadtkapelle zu dirigieren und „verpasste“ den Anfängern ein Instrument. Es zeigte sich bald, dass die Nerven des Dirigenten stark genug waren, die Anfangsschwierigkeiten zu überwinden, aber auch der größte Teil der Musiker ließ sich nicht entmutigen und alsbald konnte sich die junge Kapelle hören lassen. Ein kleines Programm hatte man schnell zusammengestellt und so lag eigentlich nichts näher, als die Abhaltung des ersten Platzkonzertes auf dem Marktplatz. Erstes Stück war die „Festmusik von Richard Wagner“. Was tat es schon, wenn man der Sicherheit halber mit Aushilfen des Patenvereins Großgartach dieses Festkonzert bestritt.
Bei der Fahnenweihe des Männergesangvereins Liederkranz auf dem Gelände der Dreschhalle wurde der erste einstudierte Marsch, der „Hohenfriedberger“ gespielt.
Als ob dies ganz selbstverständlich wäre übernahm die erst gegründete Kapelle auch die abendliche Unterhaltungsmusik. Wenn auch das Repertoire nicht gerade groß war, enthielt es immerhin schon die damaligen Schlager wie „Anneliese“, „Ludwig lass das Wackeln mit den Ohren“, „Ach sag doch nicht immer wieder Dicker zu mir“, usw. Wenn die erlernten Stücke durchgespielt waren, fing man eben mit dem ersten wieder an und die Festbesucher waren nicht nur zufrieden, sondern wirklich begeistert von den Fortschritten der „eigenen Kapelle“. Die einberufene Gründungsversammlung hatte einen guten Besuch aufzuweisen und so ging man daran, die unabdinglichen Punkte, wie Wahl der Vorstandschaft und des Ausschusses durchzuführen. In dieser Gründungsversammlung wurden gewählt:
Oberforstrat Eberhard Oswald zum 1. Vorsitzenden,
Hermann Stutz sen. zum 2. Vorsitzenden,
Viktor Frey zum Kassier
und Ulrich Janz zum Schriftführer. 
Als Ausschussmitglieder stellten sich Fritz Kiener, Heinz Kleinknecht, Josef Rudel, Rudi Wolff, der sich als erfahrener Vereinsakteur bereit erklärte, beim Aufbau des Musikvereins mitzuhelfen, sowie Robert Wolf, Willi Bürkle und Paul Michalika zur Verfügung.
Zu einer Vereinsgründung gehört auch ein Gründungsfest, das vom 16. bis 18. Juni 1956 stattfand. Um die Kosten des Gründungsfestes bestreiten zu können, musste ein „stattliches Darlehen“ aufgenommen werden. Weil man natürlich für ein dreitägiges Fest auch Wechselgeld in der Kasse haben sollte, hob der damalige Kassier Viktor Frey das erforderliche Wechselgeld vom eigenen Konto ab.
Dank der Unterstützung vieler örtlicher Vereine, der Stadtverwaltung Schwaigern, wie auch den vielen Gastkapellen war das Fest sehr gut besucht und auch wirtschaftlich ein voller Erfolg beschieden. Aus diesen bescheidenen Anfängen konnte innerhalb kurzer Zeit durch Werbeaktionen die Mitgliederanzahl auf über 200 erhöht werden. Mit der wachsenden Mitgliederzahl wuchs auch die Zahl der aktiven Musiker. Natürlich wuchsen damit aber auch die Kosten, die der junge Verein zu bewältigen hatte und deshalb sann man nach weiteren Möglichkeiten, Geld in die geschwächte Kasse zu bringen. Der Heuchelbergfasching wurde geboren, der bis Mitte der 70er Jahre in der Frizhalle stattfand und in dieser Zeit eine der wichtigsten Veranstaltungen des Musikvereins war. Daneben gab es regelmäßig Platzkonzerte auf dem Marktplatz, Sommerfeste auf dem Gelände der Kellerei Lang und zum Jahresende hin immer eine Familien- und Weihnachtsfeier. 1957 beschloss man die Gründung eines Streichorchesters, das von Erwin Kühlmann geleitet wurde. 

Das Akkordeon-Orchester, das Reinhold Kühlmann mit in den Verein gebracht hatte, machte erstmals 1958 von sich Reden und beteiligte sich am Wertungsspiel des Harmonikaverbands Bezirk „Unterer Neckar“ in Lauffen. Reinhold Kühlmann gründete daneben ein Jugend- Akkordeon-Orchester. Als Probelokal diente das obere Klassenzimmer des „Braunen Hauses“ in der Gratstraße.
Während die Blaskapelle sich musikalisch weiterentwickelte und 1961 erstmals am Wertungsspiel beim Bezirksmusikfest auf der Theresienwiese in Heilbronn teilnahm, löste sich das 1. Akkordeon-Orchester auf. Was verblieb war ein Häuflein Aufrechter aus dem Jugend-Akkordeon-Orchester, die sich die Freude am Musizieren nicht nehmen liessen. Ähnlich erging es dem Streichorchester, das sich aber vollständig auflöste.

 

Vereinsgründer Bürgermeister Hellmut Zundel wurde in Crailsheim zum Oberbürgermeister gewählt. Sein Nachfolger in Schwaigern wurde Horst Haug, der bis zu seinem Tod dem Musikverein ebenfalls eng verbunden war. 


Mitte der 60er Jahre erfolgten erste Auftritte im Süddeutschen Rundfunk bei der Sendung „Mit Volksmusik ins Land hinaus“. Man erkannte, dass der Verein nur bestehen kann, wenn er sich der Jugend mehr zuwendet. So wurde eine Jugendblaskapelle gegründet, der Willi Bürkle als Jugendleiter und Reinhold Kühlmann als Dirigent vorstanden. Damit waren die Weichen für das zweite Jahrzehnt des Vereins gestellt.